Mittlerweile haben sich 35 Banken und Leasinggesellschaften in einer Initiative vereinigt, um die Mehrfachfinanzierung von Fahrzeugen und Maschinen zu vermeiden. Über eine Systemplattform gleichen sie Fahrgestellnummern sowie weitere Indikatoren ab. Derzeit überwachen sie ein Sicherheitsvolumen von rund fünf Milliarden Euro.
Wie ein Schatten, der sich bekanntlich nicht abschütteln lässt, begleitet das Thema Doppelfinanzierung die Leasingwelt. Vor mehr als drei Jahren beschloss eine Pilotgruppe aus der Finanzwelt, sich zusammenzutun, um diesem kriminellen Handeln wirkungsvoll zu begegnen. Ziel war es, einen Standard im Markt zu etablieren, der alle Akteure wirksam schützt, ohne sich gegenseitig „in die Karten zu schauen“. Dazu entwickelte der Branchendienstleister PS-Team eine Systemplattform. Das Unternehmen ist seit über 25 Jahren als Treuhänder zwischen Verkäufer- und Käuferbanken tätig und schuf eine speziell auf die Ziele der Initiatoren ausgerichtete Risikomanagement-Lösung.
Datenbank gegen Mehrfachfinanzierung
Es wurde eine digitale Plattform aufgesetzt, über die die Finanzierungs- und Leasinggeber die Daten ihrer Fahrzeugbestände anonym austauschen. Sie entnehmen dem System Informationen und sind ihrerseits dazu verpflichtet, die Datenbank zu „füttern“. Die Daten werden automatisch abgeglichen. In einem ersten Schritt ermittelt das System unscharfe Treffer. Dabei handelt es sich um Fahrzeuge, die mindestens in zwei Beständen vorhanden sind. Den betroffenen Teilnehmern wird das automatisch und anonymisiert gemeldet. So können sie klären, ob es sich um ein Versehen handelt oder sich die Finanzierung zeitlich überschneidet. Ist dies nicht der Fall, liegt der Verdacht einer kriminellen Handlung nahe. Wenn Autohändler mit Banken zusammenarbeiten, die an dem Verfahren teilnehmen, verringern sie damit das Risiko, in betrügerische Machenschaften verwickelt zu werden. Bei einem in Zahlung gegebenen Gebrauchtwagen lässt sich über den Finanzierungpartner prüfen, ob dieser noch von einer Bank oder Leasinggesellschaft finanziert wird.
Seit Ende 2012 ist es auch möglich, Investitionsgüter wie Bau- und Landmaschinen, Nutzfahrzeuge sowie Flurfördermaschinen zu überprüfen. Die akf Leasing ist eines von derzeit 35 Mitgliedern der Schutzgemeinschaft. „Die Branche diskutiert schon seit Jahren darüber, wie sie ihre Investitionsgüter vor Doppelfinanzierung schützen kann“, sagt Volker Eickhoff, Prokurist/ Abteilungsdirektor Finanzierung bei der akf. Derzeit wird ein Sicherheitsvolumen von rund fünf Milliarden Euro überwacht. Monatlich prüft die Software über 33 Millionen Fahrgestellnummern sowie rund 250.000 Maschinen im Wert von fünf Milliarden Euro. Im Jahr 2013 wurden auf diese Weise 202 Fahrzeuge und 177 Maschinen entdeckt, die nachweislich mehrfach finanziert wurden.
Webbasierte Big-Data-Plattform
Eine für die Verarbeitung von Big Data ausgelegte, hochperformante Software liefert Auswertungen in Echtzeit. Über ein Web-portal greifen Unternehmen auf die Informationen zu. Da die Prüfroutinen vor allem im Bereich der Maschinendaten permanent weiterentwickelt werden, steigt die Trefferquote stetig. Dabei verwendet das System einen selbstlernenden Algorithmus. Der Datenaustausch über die Plattform erfolgt sicher verschlüsselt. Der Implementierungsaufwand ist gering, da die Lösung webbasiert ist.
Ein im März 2014 gegründeter Produktbeirat setzte sich zum Ziel, die Qualität der gelieferten Daten zu erhöhen, um eine noch genauere Auswertung zu ermöglichen. Darüber hinaus soll die Teilnehmerzahl weiter steigen. Vertreter von sechs Leasinggesellschaften bilden das Gremium. Unter dem Vorsitz von Friedrich Jüngling, Mitglied des Vorstands der Deutsche Leasing AG, bringt es Anregungen aus der Praxis im täglichen Umgang mit der Plattform in die weitere Entwicklung ein. Friedrich Jüngling: „Je mehr Objekte in die Datenbank eingestellt werden, desto wirksamer schützt sie vor Mehrfachfinanzierung. Wenn wir uns für die ständige Verbesserung der Initiative einsetzen, erhöhen wir die Bereitschaft weiterer Institute, sich der Schutzgemeinschaft anzuschließen.“
Der stellvertretende Vorsitzende Frederik Linthout, Managing Director der UniCredit Leasing GmbH ergänzt: „Die größte Herausforderung besteht derzeit darin, Maschinen eindeutig zu identifizieren. Wir begrüßen den Vorschlag, auf der Basis der Maschinenrechnungen die Daten zentral zu erfassen.“ In diesen Monaten wird die Referenzdatenbasis erweitert, um eine Präventivabfrage zu ermöglichen. Die Mitglieder können die Funktion voraussichtlich ab Sommer dieses Jahres nutzen. Der international aufgestellte Produktbeirat fördert zudem die Implementierung des Systems in weiteren europäischen Ländern.